Fassade der Karstadt Filiale in Hamburg Wandsbek, das Fugenbild zeigt deutlich die Betonfertigteile als vorgehängte Fassade
Architekt: Walter Brune, Baujahr: 1965-67
Quelle: Erica Hofmann, Wiesbaden, aus:
Holger Pump Uhlmann, Vom Kaufhaus zur Stadtgalerie, Jovis Verlag GmbH, Berlin, 2011, S. 54 u. S. 58


Ansicht West und Schnitte sowie Grundriss durchs Erdgeschoss
Quelle: Architekturbüro Walter Brune, Düsseldorf, aus:
Holger Pump Uhlmann, Vom Kaufhaus zur Stadtgalerie, Jovis Verlag GmbH, Berlin, 2011, S. 60 - 61

ZWEITER NUTZUNGSZYKLUS

AUSGANGSLAGE WARENHAUS KARSTADT WANDSBEK

Das Grundstück des ehemaligen Karstadt Warenhauses in Hamburg Wandsbek befindet sich im ökonomischen Zentrum des Stadtteils Hamburg-Wandsbek zwischen Wandsbecker Markstrasse, Königsstrasse und Quarree.

Westlich grenzt das Grundstück an einen poröse Blockstruktur mit Gewerbe- und Wohnnutzungen, nördlich an eine aufgelockerte Struktur mit Zeilenbauten und Wohnnutzung, sowie im Osten an das Quarree-Einkaufszentrum. Im Süden grenzt der älteste Gebäudeteil an die Wandbecker Marktstrasse mit Übergang zum benachbarten zentralen Omnibus Bahnhof und zur U-Bahn. Neben dem Warenhaus sind das Einkaufszentrum, der Wandsbeker Wochenmarkt und ein auf Sportartikel spezialisiertes Warenhaus die übergeordneten Handelsnutzungen des umliegenden Quartiers.

Das Gebäudeensemble des GALERIA-Karstadt-Kaufhof Warenhauses gliedert sich in drei Gebäudeteile, welche durch Übergänge miteinander verbunden sind. Entlang der Wandsbeker Marktstrasse bildet ein Bau aus den frühen 1920er Jahren den ältesten Gebäudeteil. Mitte der 1960er Jahre wurde der Altbau durch einen Erweiterungsbau im rückwärtigen Grundstücksteil, sowie ein Parkhaus ergänzt. Der entwurfsverfassende Architekt war Walter Brune.

Der nachfolgende prototypische Testentwurf zur Umnutzung des Gebäudes zu einem hybriden Produktionsraum beschränkt sich auf den Erweiterungsbau. Zum einen lässt sich dieser sowohl konstruktiv, als auch in der Erschließung sinnvoll vom Altbau trennen. Des Weiteren weist der Erweiterungsbau die generischen Merkmale eines Nachkriegs-Kaufhauses auf. Diese Repräsentativität soll eine Übertragbarkeit der Studienergebnisse auf weitere Gebäude ermöglichen. Einzelne Aspekte wie die Verwendung eines Skelettbaus, von Fertigteilen für die Fassaden, einer Grundrisstiefe von circa 80 Metern, eines Parkplatzes auf dem Dach sowie einem zentralen Rolltreppenkern und flankierenden sekundären Erschließungen entlang der Fassaden sind an weiteren Standorten in ähnlicher Form wiederzufinden. Für das Kaufhaus in Hamburg Wandsbek kommt jedoch hinzu, dass der Altbau entlang der Wandsbeker Marktstrasse den adressgebenden Gebäudeteil für das Ensemble darstellt. Der für den Testentwurf genauer betrachtete Mittelbau weist in seiner Struktur und den Grundrissen keine spezifische Ausrichtung auf.



„Die Außengestaltung verdeutlicht zwei signifikante Trends der Warenhausarchitektur der 1960er Jahre infolge einer zunehmenden Ökonomisierung des Einzelhandels und des Bauwesens: zum einen die starke Differenzierung der Fassaden in ein allseitig transparent gestaltetes Erdgeschoss und darüber befindliche, nach außen nahezu vollständig verschlossene Obergeschosse. Zum anderen die zunehmende Verwendung vorgefertigter Bauteile im Sinne eines funktionalistischen Zweckbaus“.[1] Der Skelettbau spannt auf drei Obergeschossen und einem Untergeschoss freie Verkaufsflächen auf. Die Obergeschosse kragen dreiseitig über dem Erdgeschoss aus und bilden eine Überdachung entlang der Schaufenster. Zur effizienten Ausnutzung sind die sekundären Erschließungen und Nebenräume als kompakte Kerne entlang der Fassaden ausgeführt. Zwei Treppentürme sind den Fassaden vorgestellt und dienen der städtebaulichen Akzentuierung. In gegensätzlicher Gestaltung ist der Treppenkern am Haupteingang an der Königsstrasse vollständig verglast, während das Fluchttreppenhaus an der östlichen Gebäudeseite aus geschlitzten Betonfertigteilen ausgeführt ist. Im achsen-symmetrischen Zentrum der Geschosse dienen Rolltreppen der primären Erschließung. Die vorgehangene Fassade aus Betonfertigteilen ist weitgehend geschlossen. Die Warenanlieferung erfolgt über eine Rampe zum Untergeschoss an der östlichen Gebäudeseite. „Im Wandsbeker Karstadt-Gebäude zeigen sich die Tendenzen der Einzelhandelsbauten jener Jahre zur weitläufigen Ausdehnung sowie zur zunehmenden Abschottung ihrer Innenräume nach außen“.[2]



[1] Holger Pump Uhlmann, Vom Kaufhaus zur Stadtgalerie, Kapitel: „Städtebauliche Problematik – Kaufhäuser in gewachsenen Innenstädten“, Jovis Verlag GmbH, Berlin, 2011, S. 55 - 56 [2] ebda. S. 57



Kerngebiet Hamburg Wandsbek
Im umliegenden Gebiet zum Karstadt Wandsbek weist der Stadtteil
vier Gewerbegebiete mit anteilig produzierendem Gewerbe aus
Quelle (10/2020)

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